Classroom of the Elite: Staffel 3 (Anime) (2024)

Vorbemerkung: Die Meinung gehen bei dieser Serie vor allem wegen der Hauptfigur, aber nicht nur deswegen auseinander. Das hier ist lediglich die Meinung eines Zuschauers, der das ganze Werk mit einer gesunden Portion Ironie betrachtet hat. Wer weiß, ist vielleicht die beste Methode, Unterhaltung aus der Serie zu gewinnen …

»Classroom of the Elite« ist schon eine komische Kiste. Das Setting ist grotesk, es wimmelt nur so von Charaktertropen und auch Klischees – und mittendrin gibt es mit Kiyotaka Ayanokouji eine Hauptfigur, die rein auf Papier nicht mal wirklich ausgefallen wirkt, aber dem Anime eine solch ungewöhnliche Dynamik verpasst, dass viele Konstellationen, die sonst abgedroschen wirken, mitunter schon ad absurdum geführt werden. Die Serie bezieht einen guten Teil ihres Unterhaltungswertes aus Kiyotakas Umgang mit seinem Umfeld – und seiner sehr kalkulierten Platzierung darin. Mir fällt spontan kein Werk ein, dass in dieser Hinsicht vergleichbar ist, so groß ist der Kontrast zwischen der scheinbar eiskalten, oft manipulierenden Hauptfigur und dem "tropesken" Rest. Was vorrangig daran liegt, dass sich Kiyotaka bewusst falsch verstehen lässt, sodass so manche Interaktion einfach herrlich absurd wirkt.

Zwar hat das ganze Werk eine lächerliche Grundlage, aber die Idee bietet Potenzial für viel Spannung und Dramatik. Vier Klassen (pro Jahrgang) befinden sich in einer Hierarchie, bei der verschiedene Punktsysteme Einfluss sowohl auf den Stand der Klassen als auch auf den Lebensstandard der Schüler nehmen. Immer wieder werden die Schüler abseits vom (vermutlich normalen) Schulalltag mit Prüfungen und Examen gepeinigt, in denen oft viel auf dem Spiel steht – gern droht auch mal der Rausschmiss. Diese Konstellation wird ziemlich konsequent durchgezogen, aber nun ja … aller Anfang ist eben schwer, weswegen Staffel 1 keinen so guten Stand bei mir hatte. Selbst die Inselprüfung war nicht so brillant wie vielleicht nötig, die wandelnde Klischess (genannt Charaktere) halfen nur bedingt, und zu guter Letzt war zumindest mir nicht klar, um wen es sich bei Kiyotaka handelt (die finale Enthüllung war herrlich). Mit Staffel 2 wurde es für mich klar besser: Einerseits gefielen mir die Prüfungen besser, andererseits bekamen einige Charaktere mehr Facetten und/oder Hintergrund, allen voran sicherlich Kei Karuizawa.

Staffel 3 habe ich genauso bewertet wie den Vorgänger, aber ehrlich gesagt war ich fast versucht, höher zu werten. Das Problem ist: Die ersten zwei Folgen der Staffel wirken praktisch überflüssig. Das initiale Examen und die kurze Zeit davor werden im Eiltempo abgehandelt, Auswirkungen auf zwischenmenschliche Verhältnisse hat das kaum. Vielleicht wurde hier ein Stück der Vorlage sehr gerafft umgesetzt, aber ehrlich gesagt: Man hätt’s beinahe verlustfrei weglassen können. Nicht, dass die zwei Folgen schlimm wären, aber danach stellt sich halt die Frage: »Wozu das Ganze?«. Nun gut, die Motivation einer Figur basiert auf einem Geschehen aus diesem Abschnitt, aber der Anlass ist lachhaft und hätte sonstwann passieren können. Interessant genug fand ich die restlichen Folgen, weil einige Figuren abseits vom Hauptcharakter noch mehr in den Vordergrund gerückt werden. Suzune erhält nur nicht ein bisschen Charakterentwicklung, sondern wirkt auch einfach wieder wichtiger als zuvor. Charakter wie Yousuke Hirata (Quasi-Anführer der Klasse jetzt-1-C) und Honami Ichinose (Anführer der Klasse 1-B) werden näher beleuchtet – und verlieren dadurch einiges vom falschen Glanz. Aber auch bei Arisu Sakayanagi erkennt man, dass sie mehr als nur spielerische Diabolie zu bieten hat. Und natürlich gibt es mehr als nur diese eine Prüfung zu Beginn: Die nächste schlägt direkt hohe emotionale Wellen, sodass gerade der Mittelteil die stärkste Phase ist.

Auch für Kiyotaka werden die Umstände schwieriger. Schon in der vorherigen Staffel wurde klar, dass sein Vater von diesem Schulbesuch wenig hält, und diesmal muss dessen Sohn noch mehr Raffinesse an den Tag legen, um nicht doch plötzlich von der Schule zu fliegen. Er ist und bleibt zum Großteil ein Rätsel. Was will er wirklich erreichen? Was beweisen? Will er letztendlich mehr mit manchen Mitschülern unternehmen, um zwischenmenschliche Erfahrungen zu machen, die am Ende vielleicht doch nur Mittel zum eiskalten Zweck sind? Wer weiß, am Ende kennt Kiyataka die Antwort noch nicht mal selbst. Eins steht fest: Mit Stolz oder Gewissen hat er nicht zu kämpfen, sodass er nutzt, wen immer er kann. Das macht speziell die letzte Szene klar, allerdings stellt sich auch (bzw. erneut) die Frage: Wird er sich doch anders besinnen? Und wird er sich seinem drohenden Schicksal ergeben? Die letzte Episode legt jedenfalls mehrere Grundstein für das, was kommen wird, daher hoffe ich, dass Staffel 4 nicht gar zu lange auf sich warten lässt. Ich musste diesmal einiges nachlesen, um wieder hineinzufinden …

Schwurbelei zur Optik erspare ich mir mangels Kompetenz, aber die Staffel sieht ziemlich gut aus (die vorherigen allerdings auch), und Schludrigkeiten sind mir keine aufgefallen; vielleicht war ich auch einfach genug abgelenkt. Apropos Ablenkung: Der Soundtrack ist insgesamt ziemlich gut. Trägt in manchen Situation fast schon dick auf (allerdings nicht auf dem Level von »Attack on Titan«) und untermalt die Atmosphäre mitunter so treffsicher, dass es mir wirklich aufgefallen ist – zumindest in den ernsteren Momente. Ein paar eher generische Stück der Marke »poppig bis peppig« sowie Gelegenheitskitsch (ja, wirklich) muss der gepflegte Gute-Laune-Verachter dennoch ertragen. Ich kann ohne gründliche Recherche allerdings unmöglich sagen, welche der Stücke nicht auch schon in Staffel 2 genutzt wurden; es gibt u. a. eine OST-Veröffentlichung mit dem Namenszusatz »2nd Season & 3rd Season«.

Die Synchronsprecher hingegen arbeiten routiniert, wie man es kennt. Ich wüsste nicht, wen ich hier besonders hervorheben sollte; vielleicht Keis Sprecherin, die diese dezent trotzigen Launen ziemlich gut rüberbringt. Und dann ist da der Sprecher von Kiyotaka. Hat er leichtes Spiel mit dieser ziemlich monotonen Sprechweise oder brilliert er? Es amüsiert mich, dass ich hinsichtlich der Hauptfigur selbst hierbei zweifle.

Fazit:
Ein kurioses und irgendwie krudes Werk, das dank seiner oft interessanten Prüfungen und der daraus resultierenden Charakterkonflikte schon gut unterhält. Wegen der Hauptfigur wird so manches Klischees beinahe parodiert, was mein Vergnügen nur noch steigerte. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht mal sicher, ob dieser Humorfaktor so gewollt ist, aber mir soll’s recht sein: Die ganze Angelegenheit mag nicht sonderlich anspruchsvoll sein, aber oftmals spannend und teilweise eben auch bizarr-lustig. Ich hatte gehofft, dass das Level der vorherigen Staffel zumindest gehalten wird, und die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Nur die ersten zwei Episoden werden mir wohl weiterhin ein Rätsel sein …